Das Raumschiff

Ray wußte, was er wollte. Er mußte es sich denken oder vorstellen und ihnen die Produktion überlassen. Er brauchte ein Raumschiff, mit dem er vor der Menschheit auftauchen konnte. Es sollte sich an den verbreiteten Vorstellungen von UFOs orientieren, das würden die Menschen akzeptieren. Er soll Diskusform haben, außen völlig glatt und undurchdringbar. Etwa 500m im Durchmesser. Mit Tarnfähigkeit und einem Schutzschirm, den die besten Waffen der Menschen nicht überwinden konnten. Bewaffnet bis an die Zähne. Navigation für alle Bereiche der Welt. Beste Kommunikationsmittel, um direkt mit einem oder allen Menschen zu reden. Eine Vorrichtung, um eine oder alle Fernsehkanäle der Welt anzusprechen. Ein Übersetzermodul für alle Sprachen der Welt.

Es sollte einen großen, beeindruckenden Empfangssaal geben, mit einem imposanten Thron für ihn. Er brauchte eine Wohnung, die ihm allein gehörte und bestens ausgestattet war, mit einer Küche, die ihm alles kochen konnte. Eine Kommandozentrale, wo er alles überblicken und steuern konnte. Große Bildschirmäquivalente, die ihm alles zeigen konnten. Das ganze Raumschiff und deren Einrichtung sollte sprachgesteuert sein.

Die Stimme in seinem Kopf ermutigte ihn, den Gedanken weiterzudenken. "Nur zu, Ray!" Er brauchte eine Gefährtin. Eine hübsche Asiatin, vielleicht. Vor ihm erschienen Videoporträts der hübschesten Asiatinnen. Die fünfte beeindruckte ihn sofort, sie hatte ein kluges Gesicht und ihr nackter Leib war einfach wunderschön. Klone sie, dachte er, gib ihr ein devotes, freundliches Wesen. Sie muß meine Sprache sprechen — und sollte klug und gebildet sein. Laß bei dem Klon die Schambehaarung und die Eierstöcke weg, ich will keine Kinder mit ihr. Ray hielt erschöpft inne, hatte er etwas Wichtiges vergessen? Ja, sie soll sexuell sehr erfahren sein, unbedingt! Das helle Gesicht ihm gegenüber lächelte freundlich, wir werden sie nach deinen Vorstellungen gestalten, wir kennen deine Sexualität und deine Wünsche ja sehr genau. Das Gesicht lächelte, sie wird eine Botschafterin zwischen uns sein, denn du bist so sozialisiert, daß du besser mit einer konkreten Person sprichst. Es wird dir sicher besser gefallen als die Gedankenkommunikation.

Ray verspürte Hunger. Er entdeckte einen gedeckten Tisch im Raum nebenan und ging dorthin. Steak mit Pommes und ein gemischter Salat, ein Glas Rotwein und ein kleines Bier. Sie wußten tatsächlich, was er mochte. Er aß und trank und nahm eine Zigarette aus dem Holzkistchen. Er war satt und betrachtete das Bild, das ihm präsentiert wurde.

Es war ein ausgezeichnetes Modell seines Raumschiffes, ein Diskus, das wie der Diskus eines Diskuswerfers aussah. Er griff mit der Hand danach und drehte es. Ja, genau so habe ich mir es vorgestellt! dachte er und nickte befriedigt. Eine Klappe öffnete sich und die "Kamera" flog hinein. Es gab tatsächlich einen gut 100m großen, runden Saal, dessen Decke ein imposantes Lichtspiel wie von Edelsteinen bot. Es sind Edelsteine, murmelte die Stimme in seinem Kopf. Er riß die Augen auf. Rechts befand sich ein vergoldeter Thron auf einem fein verzierten Podest. Es ist Gold, feinstes Gold aus Russland! flüsterte die Stimme und lachte, "die Sitzkissen aus der Verbotenen Stadt sind seidenbespannt und weich!" Ray lachte gemeinsam mit der Stimme und dem Gesicht. Der Boden ist aus schwarzem Marmor mit weißen Intarsien, gluckste er und das Gesicht nickte bejahend. Rundherum standen griechische Säulen aus weißem Marmor, dahinter eine schöne, grüne Landschaft mit einem Sandstrand am Meer. Täuschend echt. Ray war beeindruckt und sehr zufrieden.

Im Nebenraum gab es eine gemütliche Liege und Ray ging hin. Dein Raumschiff wird in fünf Erdentagen fertig sein, sagte die Stimme in seinem Kopf, bevor er einschlief.