Vesna, die Putzfrau

Pico Rizzi dachte nur selten darüber nach, ob er ein Schwein war oder nicht. Er hatte sein ganzes Leben bei seiner Tante verbracht und nach ihrem Tod nie ernsthaft nach einer Frau gesucht, geschweige denn sich Gedanken über das Heiraten gemacht. Er war tagsüber mit seiner Arbeit vollauf beschäftigt und las abends oder sah fern, bis ihm die Augen zufielen. Für seine sexuelle Befriedigung erschien ihm das Onanieren ausreichend zu sein. Notorisch verging er sich an seiner Zugehfrau, dachte aber deswegen nie, ein Schwein zu sein — er hatte ja einen Pakt mit ihr, und damit basta! Wenn er mit einer Herrenpartie auf einen Segeltörn ging oder auf seinen Reisen in Hotels übernachtete, trachtete er, in den Hotels die Etagenfrauen — jene dienstbaren Geister, welche die Zimmer aufräumten — zu verführen. Zimmermädchen, Küchenmädchen, Putzfrauen: seiner Erfahrung nach stand es 3 zu 7, daß er Erfolg hatte. Diese Erfolgsquote reichte ihm, es immer wieder zu probieren.

Seine Putzfrau hieß Vesna und kam aus Jugoslawien. Anfang der Neunzigerjahre zerrissen furchtbare Kämpfe das frühere Jugoslawien, und die Flüchtlinge strömten nach Norden. Pico lebte in seiner Wohnung bis dahin ohne den leisesten Gedanken an Sauberkeit, aber als mit den Jugoslawienkriegen die Flüchtlinge kamen und außer den obligaten Spendenaufrufen immer häufiger Flüchtlinge nach Arbeit suchten, vermittelte ihm jemand Wohlmeinender aus der Bank Frau Vesna, damit sie seine Junggesellenbude auf Vordermann brachte. Später hätte er nicht sagen können, ob es die alte Krause war, die ihm dringend eine Zugehfrau zu nehmen empfahl, oder die dicke Gabi, mit der er das Archiv einräumte und mit der er ein Dutzend Mal hastig geschlafen hatte.

Er war zunächst sehr unsicher, als Frau Vesna zum Putzen kam und versuchte vergebens, mit ihr ins Gespräch zu kommen, aber sie sprach keine Sprache außer ihrer eigenen. Ihre Wortfetzen reichten gerade aus, um herauszufinden, daß sie mit ihrem todkranken Mann gemeinsam geflohen war, nachdem ihr Haus und ihr Dorf zerstört worden waren. Was ihr Mann tat, konnte er nichtherausfinden, ebensowenig, ob sie Kinder hatten. Es schien ihm, daß sie sicher schon Großmutter sein konnte, aber das hinderte ihn nicht, vom ersten Tag an an nichts anderes zu denken als daran, wie er ihrer habhaft werden konnte.

Das Onanieren war ihm manchmal zu eintönig geworden, er suchte nach Abwechslung, getraute sich aber nicht, wie andere Männer Frauen in Lokalen oder Bars anzusprechen. Die alte Angst, die Angst, die er seit seiner Kindheit vor Frauen hatte, saß tief. Nie hätte er es gewagt, so einfach auf Brautschau zu gehen; Frauen direkt anzusprechen schien ihm unfaßbar schwierig. Nur, wenn sich eine Gelegenheit bot — oder wie die dicke Gabi, sie sich selbst aufdrängte — da griff er rasch zu. Oft dachte er sich, daß er kein Jäger, sondern ein Aasfresser war — das Jagen und Töten mußten andere besorgen. Nun, da Vesna einmal wöchentlich in seine Wohnung kam und damit in gewisser Weise verfügbar war, brauchte er sie nur mehr herumzukriegen. Es war ihm gleichgültig, ob er mit ihr reden konnte oder nicht, ob sie dick oder dünn war. Es war ihm auch egal, daß sie vielleicht älter war als er. Ja, vermutlich war sie einige Jahre älter, dachte Pico. Er wartete mehrere Wochen, ob sich eine Gelegenheit von selbst ergäbe, und hoffte vergebens, sie würde ihm Avancen machen und grübelte verschlossen darüber nach, wie er es anstellen könne.

Donnerstag für Donnerstag wartete er mit heißem Kaffee auf ihr Erscheinen, trank mit ihr ein‐zwei Tassen. Mit Handzeichen und Gesten versuchten sie, sich verständlich zu machen. Frau Vesna — ihren Familiennamen kannte Pico lange Zeit nicht — lernte Woche für Woche einige Worte mehr, und trotz ihrer schweigsamen Art versuchte sie ihm über sich und ihre Familie zu erzählen. Daß der Mann schwerkrank zu Hause lag und sich kaum rühren könne (Pico war sich sicher, daß sie mit dem Bettlägerigen keinen Sex mehr hatte). Daß ihr einziger Sohn schon seit vielen Jahren in Kanada lebte und ihnen mit ein bißchen Geld unregelmäßig aushalf. Er seinerseits versuchte ihr klarzumachen, daß er Junggeselle war, in einer Bank arbeitete und 53 Jahre alt sei. Sie rechnete halblaut in ihrer Sprache und sagte, daß er 12 Jahre jünger sei. Nach dem Kaffee zog er seine Jacke an und ging in die Arbeit. Später nahm er sich Donnerstag vormittag frei, um Zeit für sie (und sich) zu haben.

Sie schien zunächst nicht verstanden zu haben, als er an einem der folgenden Donnerstage unter der Dusche stand und zu ihr hinausrief, sie möge ihm den Rücken einseifen. Sie kam zwar bis zur Badezimmertür, aber sie ging nicht hinein und fragte durch die halboffene Tür, was der Herr Rizzi wolle. Verstanden hatte sie ihn sehr wohl, denn am nächsten Donnerstag brachte sie eine Duschbürste mit langem Holzstiel mit und überreichte sie ihm mit einem freundlichen, gewinnenden Lächeln. Pico dankte ihr mit falschem Grinsen und fraß seine Enttäuschung in sich hinein. Daß er manchmal ihren Arm tätschelte, war im Lauf der letzten Wochen selbstverständlich geworden, aber er wußte, daß mehr derzeit noch nicht drin war.

Erst, als sie ihm davon erzählte, daß sie ihren Mann fallweise massiere, damit seine Muskeln nicht völlig verkümmerten, reifte in ihm ein Plan. Er hatte ihr sogar einige Fläschchen Massageöl geschenkt, weil er annahm, daß sie sich diesen teuren Luxus nicht leistete. Aber jetzt fiel ihm die verdammte Massage täglich, ja stündlich wieder ein. Er fieberte dem Donnerstagmorgen entgegen und ließ Frau Vesna herein. Sie wunderte sich kein bißchen, daß er nur einen Bademantel trug. Dann setzten sie sich wie jeden Donnerstag zum Küchentisch und tranken Kaffee. Pico erzählte ihr, wie schlimm heute sein Hexenschuß sei; Hexenschuß, das ist wie Ischias, wie er zu erklären versuchte. Er stellte ein Fläschchen Massageöl auf den Tisch und deutete auf seinen schmerzenden Rücken; ja, ja, tut sehr weh, das muß dringend massiert werden. Frau Vesna verstand ihn nicht und wollte das Fläschchen schon in ihre Handtasche packen, vermutlich für ihren Mann. Pico schüttelte den Kopf und meinte, nein, ihn massieren, den Herrn Rizzi massieren! "Frau Vesna massieren Pico", sagte er mit heuchlerisch schmerzverzerrtem Gesicht und deutete mit dem Daumen auf seinen armen, schmerzenden Rücken. Ahnend, daß das seine Chance sei, stand er rasch auf, griff nach dem Fläschchen und Vesnas Hand. Dann humpelte er mit ihr im Schlepptau zu seinem Bett.

Frau Vesna blieb unschlüssig stehen, als er den Bademantel zu Boden gleiten ließ und sich nackt auf den Bauch legte, natürlich nicht ohne dabei schmerzlich zu ächzen. Dann winkte er mit abgewandtem Gesicht Frau Vesna heran, tätschelte ungeduldig die Matratze, damit sie sich hinsetze. Frau Vesna zögerte noch eine Weile, dann aber setzte sie sich neben ihn und nahm das Fläschchen zur Hand. Er schloß die Augen, während sie geschickt seinen angeblich schmerzenden Rücken massierte. Pico war ein echtes Schwein, ein richtiger Bastard.

Er grunzte wohlig, denn das tat wirklich gut, auch wenn weit und breit kein Hexenschuß vorhanden war. Sie entkrampfte sich ein bißchen und freute sich, daß es ihm so offensichtlich gut tat; bald plapperte sie in ihrem Kauderwelsch munter drauflos und massierte seinen Rücken, während sein Schwanz, auf dem er lag, zu pochen anfing. Als sie aufhörte und sagte: "Jetzt fertig!", drehte er sich auf den Rücken. Frau Vesna starrte seinen erigierten Schwanz sprachlos an und hob anwehrend ihre ölverschmierten Hände.

"Bitte, Frau Vesna, bitte!" sagte Pico eindringlich, "bitte!"

"Nicht gut," sagte Frau Vesna abwehrend, "Jessasmarja, das gar nicht gut!"

Pico hielt ihr Knie fest, als sie aufstehen wollte und wiederholte, doch, doch, es müsse sein und zog sie näher zu sich; eigentlich wollte er sie auf sich ziehen, aber sie war ihm zu schwer. Frau Vesna, die wie hypnotisiert auf seinen Schwanz starrte, murmelte etwas in ihrer Sprache und schüttelte dabei matt ihren Kopf. Picos Stimme wurde immer drängender, immer näher schob er sein Becken und den steil aufragenden Schwanz zu ihr hin, bis er nur mehr Zentimeter von ihrer Brust entfernt war. Es wurde ihm immer klarer, daß ihr Widerstand zu erlahmen begann und versuchte, sie endgültig gefügig zu machen, indem er ihre Hände ergriff und auf seinen Schwanz legte. Frau Vesna zuckte, als sie ihn berührte, aber seine Hände lagen auf ihren und ihre auf seinem Schwanz.

Sie mochten wohl einige endlose Sekunden so gesessen haben, da wurde es Pico zu lang und er rührte sich, bewegte sich, um sie auf sich zu ziehen, er wollte jetzt unbedingt mit ihr bumsen. Vesna hatte aber anscheinend die ganze Zeit über an etwas anderes gedacht, denn sie hauchte immer wieder tonlos: "Jessasmarja, nicht machen!", während sie energisch trachtete, sich von ihm freizumachen. Das öl von Vesnas Hand brannte höllisch auf seiner Eichel, und der magische Moment war vorbei. Vesna stand rasch auf und ging ins Badezimmer, um sich die Hände zu waschen. Dann blieb er allein, während sie laut und grob mit dem Arbeiten begann. Er konnte ihre Wut hören.

Pico blieb liegen, wischte sich mit dem Bettlaken geistesabwesend ab und dachte darüber nach, wie er doch noch ans Ziel kommen konnte. Er grübelte während des ganzen Vormittags, während er Vesna im Wohnzimmer, im Bad und in der Küche hantieren hörte. Irgendwann kam wieder die Lust, und Pico streichelte seinen Schwanz ein bißchen unter der Bettdecke. Nein, onanieren wollte er jetzt nicht, denn er fühlte eine enttäuschende Leere in sich, weil er sie nicht gebumst hatte. Gegen Mittag lag er immer noch im Bett, und Frau Vesna war etwas ungehalten, weil er das Schlafzimmer blockierte und sie daher dort nicht zum Putzen kam, bis sie sich einen Ruck gab und entschlossen hereinkam.

"Ich jetzt Putzen, muß sein!" sagte sie mit einiger Verärgerung in der Stimme. "Entschuldigung, aber ich jetzt fertigmachen!" ergänzte sie energisch und begann, den Boden zu fegen. Pico beobachtete sie aus Schlangenaugen und betrachtete ihre rundliche Körperfülle, wenn sie sich bückte oder kniend den Boden naß aufwischte. Sie war alt, unattraktiv und fett, aber trotzdem regte sich in ihm die Geilheit, wenn sich ihr dünnes Putzkleid über der Unterhose prall spannte. Mit fiebernden Augen folgte er ihren Körperlinien, als sie sich erneut hinkniete, um den Holzboden feucht aufzuwischen. Das Kleid rutschte immer wieder hoch und gab den Blick bis zum Rand ihres Höschens frei, gierig sah er zu ihr, wenn sie fest putzend mit dem Arsch wackelte und er die schwarze Düsternis zwischen ihren Schenkeln erahnen konnte. Sie rieb den Boden mit ganzem Körpereinsatz, so daß er ihren wackelnden Hintern nicht anders ansehen konnte als den großen, wackelnden Arsch einer Frau, die gerade bumste. Als sie dem Bett zu nahe kam, packte er sie überraschend am Handgelenk und zog sie zu sich ins Bett. Es ging für Frau Vesna viel zu schnell, als Pico sie auf den Rücken legte. Sie blieb einige Sekunden außer Atem liegen, als er sich rasch auf sie legte und seinen nackten Unterleib auf ihrem rieb.

"Jessas!", keuchte Vesna, als Pico die untersten Knöpfe ihres Kleides aufmachte, "Jessas!" Sie schien starr vor Entsetzen, als er den Bund ihres Höschens packte und es mit einem Ruck herunterzog, über die Schenkel und die Knie und die Beine und dann achtlos auf den Boden warf. Sie machte ein verängstigtes Gesicht, als er sie niederdrückte und umarmte, seinen geilen Körper gegen ihren rieb. Ihr "Jessas!" wiederholte sich immer wieder, doch Pico merkte, daß sie sich nicht einmal ansatzweise gegen seine Attacke wehrte. "Ich habe Mann," stotterte Vesna furchtsam, "ich habe Mann, das ... nicht gut!", doch zugleich sprachen ihre Schenkel eine eigene Sprache, als er sie leicht berührte. Die dicken, festen Schenkel glitten wie von Zauberhand bewegt auseinander, Frau Vesna murmelte ein "Jessas" nach dem anderen und wandte ihren Kopf schamvoll ab, während sie sich ihm weit geöffnet entgegendrängte. "Ich tu dir nix", brummte Pico und Frau Vesna stöhnte gleichzeitig: "Jessas, darf nicht tun, ich gute Frau, haben Mann!"

"Jessasmarja" stöhnte Frau Vesna, als Pico mit seiner Hand ihre Scheide suchte, denn sein Hormonprogramm lief bereits auf Hochtouren. Er war erstaunt, wie naß sie bereits war, streichelte sanft ihre Schamlippen und rieb einfühlsam den Kitzler. Sie legte einen Arm über die Augen und stöhnte im selben Takt, wie er sie rieb, stammelte immer wieder, daß es nicht gut sei, weil sie einen Mann habe und unterlegte all dies mitvielen Ach's und Oje's und Jessasmarja's, doch Pico fühlte, wie sie sich ihm entgegenstemmte. Pico erregte sie weiter, bis sie tropfnaß, heiß und hochgradig geil war, dann drang er rasch in sie ein.

Augenblicklich verstummte Frau Vesna. Für einen Sekundenbruchteil wunderte er sich, wie weich ihre enge Scheide war. Sie hielt den Atem an, umklammerte seinen Rücken mit beiden Händen starrte ihn mit großen, vorwurfsvollen Augen an. Ihre Scheide behauptete aber das Gegenteil, er fühlte es sofort. Sie wogte ihm schon entgegen, obwohl er sie noch gar nicht bumste, wie ein gieriges Maul verschlang ihre Scheide seinen Schwanz. Noch bevor er sich rühren konnte, stieß sie schnell und rhythmisch ihre Hüften hoch, bumste ihn von unten. Er war irgendwie erschüttert, weil sie so unerwartet geil zu sein schien. Sie rieb sich an ihm, rieb ihren Kitzler drängend gegen seinen Schwanz, dann hielt sie mit einem Mal inne und erschauerte.

Tränen füllten langsam ihre Augen, als er sie nun zu vögeln begann, und von Zeit zu Zeit schüttelte sie ihren Kopf. Er war noch nicht besonders erregt und bumste sie schnell und fest, als sie auf einmal die Augen schloß und sich heftig verkrampfte. Pico dachte bei sich, nein, das kann nicht sein, so schnell bekommt keine Frau einen Orgasmus! Vesna lag still und weich lächelnd da, während er sie weiterbumste. Pico wunderte sich, daß Vesna die Augen wieder aufschlug, weil sie offenbar sein Kommen spürte. "Fertig!" flüsterte sie und öffnete sich ganz weich, drückte ihn fest und einladend in sich. Pico ergoß sich fast schmerzhaft in sie, während sie ihn mit geöffnetem Mund erstaunt, vielleicht auch ein wenig neugierig ansah, wie er in kleinen Wellen spritzte. Er sank auf sie und rutschte langsam ab, legte sich schnaufend neben sie.

Sie lagen mehrere Minuten regungslos nebeneinander. Frau Vesnas Hand lag leicht auf seinem Schenkel, während sich sein Atem langsam wieder beruhigte. Er zündete sich eine Zigarette an und rauchte schweigend. Vesna seufzte traurig und sagte ganz leise: "Schon zwölf Jahre. Habe nicht gemacht mit einem Mann, zwölf Jahre." Sie schwiegen beide. Vesna weinte ein wenig und flüsterte, ihr Mann sei ein armer, kranker Mann. Sie weinte lauter und sagte, daß das nicht gut sei, ihr armer Mann und was sie jetzt gemacht habe.

Pico schwieg. Er war nicht beschämt und schon gar nicht daran interessiert, länger als den Bruchteil einer Sekunde über den Krüppel nachzudenken, der nicht mehr mit seiner Frau schlafen konnte. Es hatte ihm gut getan, das war das zunächst Wichtige, dann vielleicht noch seine Neugier, ob sie wirklich einen Orgasmus gehabt hatte oder nicht. Oder nicht, urteilte er rasch, keine einzige Frau hatte bisher einen Orgasmus bei ihm gehabt, nicht einfach so beim Bumsen.

Vesna murmelte, zwölf Jahre und sie sei noch ganz krank im Bauch, weil sie schon wie eine alte Matka gelebt habe und nix mit Mann im Bett war, zwölf Jahre kein Mann. Ist schöner Mann, der Herr Rizzi, sagte sie und strich ihm leicht über die Brusthaare, aber sie könne nicht mehr zum Putzen kommen, weil ihr Mann so krank ist und sie nicht zu Herrn Rizzi ins Bett kommen kann. Vesna sei ganz traurig, aber sie will das nicht machen, weil ihr armer Mann das alles nicht weiß und das ist nicht gut, wenn sie das macht, wenn sie einen Mann hat.

Pico war noch erschöpft und ließ sie einige Zeit weiterflüstern, dann meinte er lakonisch, ob sie einverstanden sei, wenn er ihr mehr zahlen würde, — er überschlug es schnell im Kopf —etwa das Zweifache, wenn sie weiter zum Putzen komme. Sie solle nur seine Wohnung sauber machen, ganz normal, und über das andere brauche sie nicht nachzudenken, das sei halt passiert, wie das eben manchmal passiert. Er würde sie gut verstehen, daß sie sich Sorgen um ihren Mann mache, und sie sei eine gute Frau, wenn sie so lieb an ihren Mann denke, aber sie solle einfach alles vergessen.

Frau Vesna schwieg lange, dann sagte sie, daß das mit dem Geld gut sei und sie wieder am Donnerstag zum Putzen komme, sie brauche das Geld wirklich, auch für Mann. Pico rauchte seine Zigarette zu Ende, dann zog er sich rasch an und ging in die Stadt.

Natürlich hielt sich Pico an den Pakt, so wie er ihn auslegte. Am ersten Donnerstag täuschte er noch feige einen wichtigen Termin vor und verschwand gleich nach der ersten Tasse Kaffee, weil er es vor lauter Aufregung nicht aushielt, aber ab da nahm er sie, wie es ihm beliebte. Stumpf und widerstandslos erduldete sie seine Annäherungen, ließ sich im Bad, in der Küche und in allen Positionen nehmen. Nie wußte er, wie sie darüber dachte, denn kam er von hinten, dann senkte sie den Kopf wie ein Ochse und wartete, bis er fertig war. Zog er sie aufs Sofa und legte sich auf sie, dann blieb sie willig, aber verschlossen und blickte ihm starr ins Gesicht. Selbst, wenn ihn manchmal im Frühjahr der Teufel ritt und er nach dem ersten Mal am Morgen sich ihr gegen Mittag nochmals brünstig näherte, blickte sie steinern vor sich hin, bis er sich stampfend und keuchend ergoß. Berühren ließ sie sich nie. Als er einmal mit seinem Finger nach ihrem Kitzler tastete, schrie sie ihn völlig hysterisch in ihrer Sprache an, und da ließ er es sein.

Er weidete sich zynisch an ihrem Erstaunen, als er — von einem überraschenden, morgendlichen Orgasmus noch völlig erschöpft — am Donnerstag morgen überhaupt nicht konnte. Betreten saß sie am Bettrand und versuchte ihn mit der Hand steif zu bekommen, bis er unwirsch abwinkte, weil es einfach nicht ging. Er wunderte sich über ihre Bestürzung und ihre offensichtlichen Schuldgefühle. Sie hatte sich damit abgefunden — aber nicht daran gewöhnt — einen Teil ihrer Verpflichtungen in Form von Sex zu leisten und konnte nicht verstehen, warum er heute zu matt dazu war. Sie hatte wahrscheinlich alles falsch gemacht und schlich betreten hinaus, zum Putzen.

Er verdrängte den Gedanken, daß sie Lila irgendwie sehr ähnlich war. Vesnas Alter und ihre Figur war ihm immer gleichgültig gewesen; was ihm wichtig war, war ihre Verfügbarkeit, die vollen, wogenden Brüste und ihre Rundlichkeit. Ihre Falten und Runzeln, ihr mit den Jahren älter werdendes Fleisch konnten seine Gier ebensowenig hemmen wie der Gedanke an ihr Alter. Er gewöhnte sich im Laufe der Jahre an ihre dumpfe, animalische Ergebenheit ebenso wie an ihre einfache Art, ohne Umschweife gleich zum Sex zu kommen und sich ihm willig hinzugeben. Willig war wohl übertrieben, eigentlich duldete sie seine übergriffe nur, um ihren Teil des Paktes einzuhalten. Vermutlich — wenn sie die richtigen Worte gefunden hätte — vermutlich verachtete sie ihn deswegen. War er — was immer häufiger vorkam — nicht voll erregt, dann bearbeitete sie ihn unbeweglich und stumm, bis er steif wurde und sie nahm. Sie wollte ihren Teil der Abmachung selbst nach dem Tod ihres Mannes einhalten und das treuer, als er es je für möglich gehalten hätte.

Als ihr Mann starb, gab er ihr so viel Geld in einem Kuvert, daß sie den Toten nach Bosnien überführen und ihm ein ordentliches Begräbnis ausrichten konnte. Nur so konnte er seinschlechtes Gewissen, das er dem unbekannten Toten gegenüber hatte, zum Schweigen bringen. Sie war sehr scheu, als sie das Geld beinahe widerstrebend annahm, und Pico schämte sich fast zu Tode, weil sie überraschend seine Hand nahm und küßte. "Herr Rizzi ist guter Mann", flüsterte Vesna, dann verschwand sie für mehrere Wochen.

Nach dem Tod ihres Mannes wurde er sich sehr bewußt, daß sie schon auf die Siebzig zuging. Trotzdem beharrte er eigensinnig auf seinem Pakt, aber er wollte freundlicher, vielleicht auch zarter mit ihr umgehen. Es kam ihm nicht mehr in den Sinn, sie auf dem Küchenboden oder im Bad zu bespringen.

Als sie einige Wochen nach der Beerdigung wiederkam, zog er sie an der Hand ins Schlafzimmer, umarmte sie zärtlich, bevor er sielangsam ganz nackt auszog (was ihr am Anfang große Probleme bereitete) und bumste mit ihr im Bett, als ob sie seine Ehefrau wäre. Sie hatte ihre Verachtung für ihn in diesen Wochen überwunden und ließ sich von ihm lieben — es wunderte ihn selbst, aber er sagte manchmal "Komm, machen wir Liebe" zu ihr und wunderte sich, wie weich sie bei diesen Worten wurde.

Wer weiß, wie es weitergegangen wäre, wäre nicht die Sache mit Peter passiert.

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