Wir lebten beinahe ein ganzes Jahr in der Höhle. Lena zauberte immer wieder Leckerbissen herbei, doch lehrte sie mich vom ersten Tag an, in den Wäldern umherzustreifen und eßbare Kräuter, Beeren und Früchte zu sammeln. Sie lehrte mich, meine krummen und kraftlosen Atombomben‐Fingerchen effektiver zu nutzen und schwierige Dinge wie das Feuermachen mit gut koordinierten Fingern, Zehen und Zähnen zu erlernen. Es erstaunte mich, was ich inzwischen alles allein machen konnte, auch wenn manches wie eine Zirkusnummer anmutete.
In mühseliger Kleinarbeit verfertigte ich in vielen Wochen eine Bettstatt aus Rinde, Farnen und Moos, und als es fertig war, blieb ich zwei volle Tage mit Lena liegen, um das Meisterwerk entsprechend einzuweihen. Ich wußte natürlich, daß Lena mit Lob sparte wie ein Schotte seinen shilling, aber als ich glücklich und verschwitzt neben ihr lag und beinahe schon eindöste, sagte ich mein "Dankeschön für das alles!" laut und deutlich. Ich wollte es einmal wirklich aussprechen, nicht immer nur denken.
Lena war einige Male in die benachbarten Städte gegangen und hatte Bücher und Zeitungen mitgebracht, die bald den hinteren Teil der Höhle füllten. Der Deutsche Rudi Dutschke wurde von den Darx als Präsident auf Lebenszeit eingesetzt und lavierte geschickt zwischen Scylla und Charybdis. Aus dem revoltierenden Eiferer war ein reifer, ernster Mann geworden, der ein schrumpfendes, in Schutt und Asche liegendes Reich zusammenzuhalten versuchte. In Moskau, im Bundesstaat East Russia errang Wladimir J. Lemonosov die Nachfolge von John F. Kennedy, der überraschend und unter geheimnisvollen Umständen gestorben war, und wurde damit der erste europäische Präsident der Vereinigten Staaten. Im besetzten Frankreich hielt sich der Terrorist Lucien Le Loup als Präsident einer Schattenregierung und in den Resten von London regierte immer noch der greise König Philipp, seit die Königin samt Hofstaat nach Island geflohen war. In Rom residierten die Päpste (die Afrikaner hatten die gleichzeitige Einsetzung des Erzbischofs von Lagos durchgesetzt) und machten geschicktes Marketing für die Zeit danach.
Welle um Welle schickten die Darx die zu Zombie‐Kriegern verwandelten Dreamer nach Norden, konnten jedoch die Sümpfe, die sich in den Überbleibseln des Nordostseekanals gebildet hatten, nicht überwinden. Skandinavien war völlig zur Festung ausgebaut worden und trotzte erfolgreich der Übermacht, ebenso Schottland, wo der kaledonische Kanal eine natürliche Hilfe für den Widerstand bildete. Wasser und Kälte — darin waren sich alle Kommentatoren der Zeitungen einig — waren die Achillesferse der Darx. Unsere Höhle lag nahe der deutsch-dänischen Grenze, wo sich die Flüchtlingsströme aus dem südlichen Europa gesammelt hatten und die Flüchtlinge nun bereits schon seit Jahren in gewaltigen Lagerstädten lebten. Wenn Lenas Geschichtsunterricht nicht gänzlich an mir vorbeigegangen war, dann waren diese Lagerstädte 9mittelalterlichen Strukturen nachgebildet und gleichzeitig von der Technologie und den modernen Geräten der Skandinavier abhängig.
Lena erklärte mir, was die Kraft in meinem Gehirn alles zustandebringen konnte. Als erstes mußte ich lernen, daß es ganz leicht war, zu fliegen. Ich machte die Augen zu und wollte es, wollte es wirklich, und dann war ich dort. Einmal machten wir einen Sprung sogar bis nach Afrika, standen mitten im Sandmeer und ich schwitzte fürchterlich. Nach wenigen Minuten schon sprangen wir über zweitausend Kilometer zurück, denn die erdnahen Satelliten der Darx hatten uns schon erspäht. Lena lachte, denn nun würden im überwachungsraum die Telefone heißlaufen, und das wegen zwei biologischen Klümpchen in der Sahara, die nicht dorthin gehörten und auch gleich wieder nicht mehr da waren. Da bekam ein armer Hund einen saftigen Anschiß, meine Herren!
Mich in die Systeme der Darx einzuklinken wie Lena, das konnte ich noch nicht, das war noch viel zu schwer für mich. Dafür lehrte sie mich alles, was mit Telekinese zusammenhing. Anfangs war ich noch sehr unsicher, aber Lena sagte, daß das zu meinen stärksten Fähigkeiten gehöre, denn ich erinnerte sie an Merlin, den sie manchmal erwähnte. Ich hatte über ihn gelesen und war eigentlich der Überzeugung, daß er eine reine Legendenfigur war. Lena korrigierte mich und meinte, die vielen Märchen und einige der Wunder, die er gewirkt haben soll, ja, die wären durch das ständige Weitergeben und Weitererzählen und durch Bekräftigungen entstanden. "Aber Merlin gab es wirklich, er war so ähnlich wie du!" sagte sie im Brustton der überzeugung. "Und vom Ficken konnte er gar nicht genug kriegen!" setzte sie kichernd nach. Ihr Lehrer und sie hätten seine Kraft entwickelt, so wie sie jetzt meine Kraft entwickle. Natürlich waren Gedankenlesen, hypnotische Befehle und Telekinese im 5. Jahrhundert bestens geeignet, ihn für immer als mächtigen Zauberer fortleben zu lassen. "Aber," seufzte Lena, "ihr Menschen mit euren Trieben seid schon seltsam! Ihn ereilte das Schicksal wegen seiner Liebe zu Nimue, die zum Werkzeug Morgane La Faye's wurde und ihn in den Tod lockte." Lena schwieg und weinte, um mir ihre Trauer um Merlin zu zeigen. Ich weinte auch ein bißchen, damit sie sich nicht so allein fühlte. Genauso weinten wir stundenlang, als sie später von Jeanne d'Arc erzählte, die sie sehr geliebt hatte. — Natürlich fragte ich schon lang nicht mehr, warum Lena sagte, sie wäre 16 ("wenn ich es so wolle"), wo sie doch schon Merlin und Jeanne d'Arc gekannt hatte ...
Telepathie. Teleportation. Telekinese. Ich begriff diese Worte erst richtig, als Lena von ihrer Lieblingstätigkeit, zähe Möwen über dem Lagerfeuer zu grillen, kurz aufblickte und meinte, ich solle doch den Felsbrocken dort oben herunterheben, dahinter sei ein kleiner Kamin, wo der Rauch besser abziehen könne. Ich sah auf den Felsen und sah keinen Kamin weit und breit. Lena, die beim Grillen manchmal wie 60 und nicht wie 16 aussah, knurrte: "Wollen, du mußt es nur richtig wollen!" Ich strengte meine Augen noch mehr an und sah nichts. Doch, ja, jetzt konnte ich quasi durch den Felsbrocken "hindurchsehen" und ahnte dahinter schemenhaft den Kamin. Er machte mittendrin einen scharfen Knick nach rechts oben. "Ja," kommentierte Lena und stocherte im Feuer, damit sich die Glut besser verteilte, "jetzt hast du's!" Ich blickte wieder auf den Felsen und wußte, dieses Ding von der Größe eines halben Lastwagens würde ich nie und nimmer bewegen können, selbst wenn ich "hinaufflog".
"Es ist leichter, als den eigenen Schwanz zu erreichen" wisperte Lena lächelnd vor sich hin, aber ich hörte es trotzdem. Neugier, Ehrgeiz und die Angst vor dem Verhöhntwerden packten mich. Ich schloß die Augen und wollte, wollte ganz fest, daß der Felsbrocken herunterfiele. Natürlich tat sich nichts, und als ich die Augen öffnete, sah ich Lena, die ihre Hand rasch ausgestreckt hatte und magisch den Felsbrocken über mir aufhielt, da er mich sonst ganz einfach zerquetscht hätte.
"Mensch, Jan, du mußt doch aufpassen, was du tust!" schimpfte sie. Dann sagte sie, ich solle jetzt den Felsen übernehmen, sie müsse weitergrillen, sonst brennt das Vieh noch an. Ich starrte auf den Felsbrocken, aber sie konnte noch nicht loslassen, bis ich endlich all meine Kraft zusammennahm und durch meine krummen Finger auf den Felsen lenkte. Mit einem Ruck hob er sich ein wenig. Ich drehte ihn vorsichtig und ließ ihn durch die Höhle schweben. Welch ein Glücksgefühl! Langsam drehte ich ihn, bugsierte ihn durch den Höhleneingang und gab ihm dann einen gewaltigen Schubs, so daß er in hohem Bogen weit draußen ins Meer klatschte. Ein Fischerboot war gerade in der Nähe und kenterte beinahe. Ich mußte heftig schlucken, denn fast hätte ich unabsichtlich die armen Fischer erschlagen.
Lena zwinkerte mit den Augen wie immer, wenn sie in der Ferne jemandes Gedanken las. Dann sagte sie, ich bekäme etwas Neues zu lernen, wir müßten zu den Fischern. Gleichzeitig packte sie mich am leeren Ärmel und wir sprangen ins Fischerboot. Lena sagte: "Lege einen Finger auf die Stirn des Fischers und befiehl ihm, er möge den Vorfall mit dem Felsbrocken und dich vergessen!" Die beiden Fischer starrten mich mit offenem Mund an und hielten vor Schreck die Luft an, denn Lena konnten sie ja nicht sehen. Ich streckte ein Fingerchen aus, berührte die Stirn des einen und dachte, befahl ihm, all dies zu vergessen, sofort. Er setzte sich hin und ruderte ganz einfach los, ohne mich anzublicken. Lena nickte zufrieden, daß das ganz gut gegangen sei. Dann mußte ich den zweiten berühren, aber der zuckte zurück. Trotzdem berührte ihn mein Finger leicht, als ich ihm das Vergessen befahl. Er setzte sich apathisch hin und ließ sich heimrudern. Lena und ich flogen zu unserem Bratvogel zurück.
In den folgenden Wochen kam Lena einmal von einem Ausflug in die nächste Ortschaft zurück nd sagte, der Fischer habe nicht gänzlich alles vergessen und nun hätten wir eine Legende über einen geheimnisvollen Mönch in schwarzer Kutte, der mit Felsbrocken schmeiße und Kranke heilen könne; denn der andere Fischer hatte nicht nur alles brav vergessen, sondern seither auch keine Gichtanfälle mehr. Ich mußte an meinen damaligen Traum denken, und Lena nickte, ja, das sei aus dem Traum.
In den folgenden Wochen und Monaten übte ich die Telekinese, so oft ich konnte, versetzte mich mit immer größerer Leichtigkeit von einem Ort zum anderen. Ich lernte, nur durch gedankliche Kraft Steine aufs Meer hinauszuwerfen und sie mit einem gedanklich nachgeschossenen Feuerblitz vor dem Aufschlag zu vernichten. Lena meinte, daß ich darin schon sehr gut sei. Nun nahm sie mich immer öfter in die umliegenden Ortschaften mit, wo die Leute sich bald an den Mönch, der hie und da auftauchte und wieder verschwand, gewöhnten. Ich mußte das Befehlen mit den Gedanken lernen und war darin auch bald ziemlich gut. Nur meine Triebe, die teilte ich immer noch mit dem kleinen Jan.
Einmal las ich die Gedanken einer Fischerfrau, als ich über ein Feld ging und entdeckte ihre Neugier und ihre aufsteigende Lust, es mit dem Mönch zu treiben. Ich befahl sie in einen abgelegenen Schuppen, wo wir vergnüglich fickten. Dann berührte ich ihre Stirn und dachte, sie solle alles vergessen. Lena saß vor dem Schuppen und sagte schmunzelnd, daß ich nun wohl Abwechslung genug hätte, und das stimmte auch. Nach so vielen gemeinsamen Wochen dürstete es mich manchmal nach anderen Frauen, die ich in den kleinen Dörfern traf. Nur einmal mischte sich Lena ein und sagte nein, denn dieses Mädchen wäre eine Mutantin und ich solle sie gefälligst in Ruhe lassen.
Nicht selten mahnte mich Lena, das Lernen und üben nicht zu vergessen, denn mit der Abwechslung wuchs mein Trieb und die Lust, auch die Jagdlust. Manchmal vergaß ich auch, das Vergessen richtig zu befehlen und so wuchs langsam die Legende vom hageren Mönch stetig weiter. Keine der Frauen hätte etwas zugegeben, nein, sie sicher nicht, aber man höre, da wäre was dran, daß der Mönch ganz unmönchisch ..., na, Sie wissen schon!
Manchmal half ich einen umgekippten Karren oder einen feststeckenden Lastwagen wieder flottzukriegen, so daß nicht nur die Heilkünste, sondern auch die gewaltige Kraft des Mönchs in die Legenden einfloß, obwohl manche andere Erzählungen berichteten, er hätte gar keine Arme. Manchmal dachte Lena lange nach und löschte schnell die eine oder andere Erinnerung bei den Leuten. Insgesamt aber ließ sie mich tun, was ich tun wollte.
Streng wachte sie aber über meine Fortschritte. Irgendwo hatte irgendwer beschlossen, daß ich ein bestimmtes Tagespensum an Lesen, telekinetischen Übungen und dem Beobachten des Zeitgeschehens zu absolvieren hatte. Ich gehorchte stumm, selbst als Lena mich in allerlei taktischen Spielen und Beschreibungen von Schlachten unterrichtete. Warum der oder jener da und nicht dort hätte stehen sollen, wie man listenreich Fallen stellt und wie man listig gestellte Fallen erkennt. Und dann immer wieder Technik, Technik, Technik. Ich fragte schon lange nicht mehr, wozu das alles gut sein sollte. Ich kannte die Antwort: darüber reden wir später einmal.
Der erwachende Jan erlebte mit dem kleinen Jan eine abenteuerliche und lustvolle Zeit. Lenas sexueller Einfallsreichtum, ihre Lust und ihre Verführungskünste waren außergewöhnlich und schlugen mich unweigerlich in ihren Bann. Trotzdem zog sie sich immer wieder zurück, um mich nach Lust jagen zu lassen. Instinktiv ahnte sie, daß das so Richtig sei für den kleinen Jan. Meine aufkeimenden Bedenken über Fairneß schlug sie glatt in den Wind und meinte nur, ich solle tun, was ich wolle und dabei niemanden verletzen. Darüber, und nur darüber solle ich nachdenken, nicht über Fairneß.
Neugierig stöberte ich in den Gedanken der Frauen, wenn ich abends in den Ortschaften herumgeisterte. Magisch zogen mich ihre lustvollen Gedanken an, das Ficken wurde zur Erfüllung geheimer Wünsche. Nicht selten tappte ich durch ein dunkles Schlafzimmer und liebte leise die Frau, während der Mann daneben ahnungslos schnarchte. Einige Frauen waren voller Sehnsüchte, aber viele lebten leer und lustlos dahin, dachten an alles andere, nur nicht an Sex. Ich ging an ihnen vorbei wie sie an mir.
Einige wenige besuchte ich immer wieder, weil sie intensiv geliebt werden wollten. Die meisten fürchteten sich vor ihren Gedanken, ich ließ sie alles wieder vergessen, bis zum nächsten Mal zumeist. Nur zwei oder drei wollten es bewußt und ehrlich durchleben. Hier verließ ich mich auf Lenas gute Menschenkenntnis und überließ ihr die Wahl des Vergessenlassens. Es gab in dieser schlimmen Zeit viele starke Frauen, die fast Übermenschliches für ihre Familien leisteten, aber nur wenige, die auch zu ihren Sehnsüchten und Begierden standen. Oder deren kulturelles Gewordensein es zuließ.
Ein aufgewecktes Mädchen hatte mitbekommen, daß der Mönch manchmal ihre Mutter nachts besuchte. Sie lauschte und beobachtete uns beim Ficken, fühlte ihre Erregung aufsteigen und rieb lustvoll ihre Spalte. Sie hatte das Vögeln zwar schon mit den Nachbarjungen ausprobiert, aber keine rechte Lust daran gefunden. Viel lieber lag sie gedankenverloren auf ihrem Bett und spielte mit sich selbst. Einmal, als ich ihre Mutter schon wieder verlassen hatte und noch einige Minuten vor dem Haus im Gras saß, hörte ich ihre neugierigen, vorsichtig‐lustvollen Gedanken, die ihr kamen, während sie im Bett lag und heimlich masturbierte.
Vorsichtig näherte ich mich ihrem Bett und streichelte sie; Schrecken und Lust zuckten auf, dann umarmte sie mich auf einmal. Ich blieb bei ihr und wir bumsten miteinander. Meike, so hieß sie, war wie Schwester Theresa eine "schwergängige" Frau und konnte nicht so einfach zum Höhepunkt kommen. Ich streichelte ihr Schweifchen mit meinen Fingern und dachte an erregende und aufregende Sachen, versuchte, ihr dies gedanklich zu übertragen. Zu meiner größten Überraschung gelang es mir und sie erlebte einen überraschend heftigen Orgasmus.
Lena wartete schon vor dem Haus, als ich leise hinausschlich. "Das hat ja bestens geklappt!" sagte sie und umarmte mich. "Das ist ein wesentlicher Fortschritt in unserer Ausbildung, denn nun kannst du üben, deine Gedanken, deinen Willen in die Gedanken anderer einfließen zu lassen. Aber denke daran: verletze niemanden!"
Sie sagte auch, daß dieses Mädchen leichte mediale Fähigkeiten habe, aber nur sehr schwache. Jeder Mutant hätte hundertmal mehr Kapazität als sie. Trotzdem, ich sollte es üben. So kam es, daß ich in der nächsten Zeit hauptsächlich mit Meike beschäftigt war.
Ich versuchte sie mit dieser neuen mentalen Fähigkeit aus dem Haus zu locken, und wenn es gelang, liebten wir uns heftig im Gras. Wenn ich nachts anderweitig unterwegs war und fühlte, wie sie schon im Bett lag und masturbierte, dann schickte ich ihr schnell einige lustvolle Gedanken und fühlte ihr jauchzendes Kommen. Einmal saß sie mit ihrer Mutter in der Küche und putzte Gemüse, als ich ihre lustvollen Gedanken empfing. Sofort reagierte ich und verstärkte sie dabei. Die Mutter staunte nicht schlecht, als ihre Tochter ohne ersichtlichen Grund plötzlich sexuell erregt wurde und die Augen schloß. Perplex beobachtete sie, wie ihre Tochter mit heftig wogendem Busen keuchend und ächzend zum Orgasmus kam.
Ihre eigene Erregung fühlte ich eher als sie aufsteigen und dachte intensiv daran, daß ich ihren Kitzler stimuliere. Ganz fest und konzentriert dachte ich daran, reib das Schweifchen im Geiste. Verwundert und von Geilheit gelähmt erlebte sie ihren eigenen Orgasmus, erzitterte und bebte wie schon lange nicht mehr und bemerkte auch nicht, daß die Tochter sie verwundert und wissend ansah. Es dauerte einige Tage, bis die beiden nicht mehr erröteten, wenn sie sich ansahen.
Lena lobte, wie gut ich darin geworden sei und wie stark ich meine Kraft entfalten konnte. Bald schon, meinte sie, würde ich so stark sein wie Merlin mit 16. Ich war stolz, denn Merlin war auch zu meinem Maßstab geworden. Nun mied ich die Ortschaft einige Zeit und vergrub mich in der Höhle, lernte und übte wie besessen, denn Lenas Lob war mir wichtig geworden. Lena lächelte über meinen Eifer und wurde wieder das kleine Mädchen, das mit meinem Schweif spielte und ihn zum Spritzen brachte oder war das laszive, fordernde Jaguarweibchen, das nichts als wiederholte Begattung im Sinn hatte und dies mit Wildheit einforderte. Ich konnte besser lernen, sagte sie einmal, wenn ichentspannt wäre.
Eines Abends wanderte ich durch ein Fischerdörfchen und schnappte einen gedanklichen Hilferuf auf, der nur ganz schwach zu hören war, aber eindeutig an den Mönch gerichtet war. Ich ging meinem Gefühl nach und trat leise in ein Haus. Die ganze Familie hatte sich im Kinderzimmer versammelt, ein krankes Kind fieberte im Bett und neben dem Bett hantierte eine alte Frau, die mich offenbar gerufen hatte. "Wie bist du hereingekommen?" brauste der vierschrötige Fischer auf, aber die alte Frau hieß ihn mit einem strengen Blick schweigen. "Du hast mich gehört" murmelte sie erstaunt, dann nickte sie vor sich hin, als ob sie zehnmal Ja sagen wollte. "Sie nimmt die falschen Kräuter" murmelte Lena, und ich fragte die Alte, was sie für Kräuter verwende. "Weißdorn schadet dem Kind" wisperte Lena und ich sagte, sie solle den Weißdorn einfach weglassen. Ich horchte weiter und sagte, soviel würde das Herz zwar stärken, aber nur einmal am Tag, und für den Kleinen reicht ein Drittel. Dann hieß mich Lena, dem Kind die Hand auf die Stirn zu legen.
Ich kniete mich in meiner langen Kutte neben das Bett und tastete mit meinen krummen Fingerchen durch den dicken Stoff nach der Stirn des kleinen Knaben. "Fühle, was es hat!" befahl mir Lena, und ich fühlte. Ganz langsam hatte ich das Bild vor mit, daß das Kind einen dicken, roten Knödel im Hals habe. Lena nickte bestätigend und wisperte, ich solle es wegmachen, ich solle es nur fest wollen. Ich schloß die Augen, und das Kind bäumte sich auf, dann sank es ohnmächtig zusammen. Die Alte schubste mich beiseite und griff dem Kind auf die Stirn. Der Fischer verstand alles falsch und stürzte sich auf mich, wollte mich verprügeln. Ich fürchtete mich und dachte mir, ich würde ihn zurückstoßen. Er flog durch den ganzen Raum, krachte an die gegenüberliegende Wand und blieb keuchend und verdutzt am Boden sitzen. Die Alte fauchte ihn wütend an, dann horchte sie aufmerksam in das Kind, lächelte und drehte sich zur Fischerfrau um: "Er atmet jetzt viel ruhiger!" Dann schaute sie mich an und hob fragend die Augenbrauen. Lena sagte, das Kind würde einen ganzen Tag schlafen und dann völlig gesund erwachen. Ich flüsterte das der Alten zu.
Ich kauerte noch eine Stunde am Boden, die Frauen kümmerten sich um das Kind und waren dann beruhigt. Die Alte kam zu mir und flüsterte: "Also stimmt's doch, du kannst heilen!" Ich nickte etwas unsicher und blieb sitzen. Ich verstand selbst nicht, wie ich das gekonnt hatte und vor allem, wie ich den armen Fischer gegen die Wand knallen konnte; ich war doch nicht der bärenstarke Kalle, Teufel auch!
Die Alte raffte ihr Bündel zusammen und wandte sich zum Gehen. An der Tür drehte sie sich um und sah fragend nach mir. Ich stand rasch auf und folgte ihr. Die Fischerleute bemerkten unser Gehen kaum. "Ich bin die Nana," sagte die Alte, während wir die Straße hinuntergingen, "ich bin Ärztin!" "Hebamme," korrigierte ich nach Lenas Instruktion, "du warst früher Hebamme. Jetzt versuchst du den Leuten zu helfen, so gut du kannst. Richtig?" Nana ging ein Stückchen wortlos neben mir, dann schüttelte sie verwundert den Kopf und sagte, daß sie es nicht verstünde. Wir schwiegen, bis wir ihr Haus erreicht hatten.
Als wir eintraten, sagte Lena, sie verschwinde jetzt besser und grinste schief, bevor sie verschwand. Ich wollte sie noch fragen, was ich da sollte, aber sie war schon weg. Nana verräumte ihre Sachen und stellte mir einen Tee hin, den ich nicht anrührte; mochte sie doch erst herausfinden, daß ich keine Arme hatte! Sie hantierte noch eine Weile und setzte sich zum Tisch. Verwundert blickte sie auf die Tontasse mit Tee, die unberührt vor mir stand. Langsam dämmerte es ihr. "Du hast ja keine Arme!" sagte sie erstaunt und verschluckte sich beim nächsten Gedanken fast. "Och, magst du einen Tee trinken?" und ich nickte. Sie nahm das Tongefäß und gab mir zu trinken. Ich betrachtete sie genauer. Sie war eigentlich noch nicht sehr alt, aber die Lumpenkleidung und die verwahrlost wirkenden Haare in Verbindung mit dem verwitterten, verbitterten Gesicht gaben ihr etwas Altes, Hexenhaftes.
Lena war nicht da, trotzdem erhaschte ich einen Gedanken, der sich ganz tief unten in ihrem Geist regte. "Nein, ich habe kein Problem, mich zu ernähren oder anzuziehen, ich komme ganz gut zurecht." Sie riß die Augen auf, als sie begriff, daß ich in ihrem Kopf wie in einer Zeitung las. "Nein, zum Onanieren habe ich am liebsten eine zarte Frauenhand!" feixte ich unverschämt und mußte grinsen, denn die gute Nana wurde nun tatsächlich ein bißchen rot.
Verwirrt wedelte sie mit einer Hand in der Luft und sagte: "Laß gut sein, ich wollte eher wissen, wer du bist und was du so treibst!". Ich grinste und sagte nichts zu ihrem Gedanken, den sie mühsam zu unterdrücken versuchte. Ich hatte das Gefühl, als ob Lena mir zuflüstern würde, ich solle nicht zu viel erzählen, nur ein bißchen, Legende und so. "Ich heiße Jan, lebe ein Stück weiter oben im Wald und gehe in die Ortschaften, um manchmal unter Menschen zu sein. Ich bereite mich für eine wichtige Aufgabe vor und wenn ich den Leuten mit meinen Kräften helfen kann, dann tue ich das. Es ist mir nur sehr peinlich, was für Geschichten sich die Leute über mich erzählen!" Ich machte eine Pause und wartete ab.
Nana dachte nicht mehr ans Ficken; in ihrem Kopf wirbelten einzelne Ereignisse durcheinander; der Mönch, der defekte Lastwagen aus dem Straßengraben heraufhebt; der Mönch, der Kranke mit Handauflegen heilt und über Kräuter Bescheid weiß; der Fischer, der durch das Zimmer fliegt, wie von einer Riesenfaust getroffen. Der Mönch, von dem einige Frauen verstohlen hinter vorgehaltener Hand flüsterten, er wäre ein geiler Bock, und was für einer!
"Das stimmt," sagte ich leichthin, "aber ich vergewissere mich immer, daß ich begehrt werde. Ich tue niemandem Unrecht!" Nana schwieg. "Du liest wieder in meinen Gedanken!" sagte sie empört und ich sah sie fragend an. "Willst du es nicht? Dann höre ich dir einfach zu, was du sagst!" Trotzdem war das gelogen, denn ich hörte, was sie dachte genauso wie das, was sie sagte.
"Ich bin aber kein Mönch," ergänzte ich, "ich war früher einmal der Liebhaber der Ehrwürdigen Mutter, bevor sie starb. Seither trage ich ihr Kreuz, obwohl ich nichts von den Päpsten in Rom oder anderswo halte!" Eine langes Schweigen folgte, dann fragte Nana: "Aber wie heilst du denn?" Ich dachte nach. Ich wußte es nicht, aber ich wollte doch etwas Vernünftiges sagen. Lenas von weither herüberwehender Gedanke mahnte, sie nicht zu erwähnen. Die Menschen verstünden es nicht, wenn ich Stimmen hörte oder mit der unsichtbaren Lena spreche, von ihr lerne.
"Ich weiß es nicht genau, Nana. Ich habe starke Kräfte, zum Heilen, Karren anheben oder Angreifer gegen die Wand zu schleudern. Wenn es notwendig ist, dann habe ich manchmal die Kräfte. Manchmal kann ich nichts tun, ich weiß aber nicht, warum!" Ich hörte, wie Lena die Luft scharf einzog, denn ich war an der Grenze dessen, was ich sagen durfte. Aber Nana fragte nicht weiter, sondern ging zu einem Regal und hantierte mit den Kräutern, die sie dort sammelte. Ich ging zu ihr und wir diskutierten wohl eine Stunde oder länger über die Kräuter. Vieles wußte ich nicht, dafür einiges, was sie nicht wußte, beispielsweise, wie man aus der gefährlichen Maulbeere einen heilenden Tee gegen Magenbeschwerden herstellt.
Sie wurde müde, und ich sagte, ich ginge nun und käme ein andermal wieder. Dann wünschten wir uns eine gute Nacht und ich ging durch die geschlossene Tür hinaus. Innerlich lächelte ich über meinen Streich, denn sie starrte fassungslos auf die geschlossene Tür. Ich blieb vor dem Haus stehen und wartete, bis sie sich ins Bett gelegt hatte. Nach einer Weile kehrte ich leise zurück und hockte mich neben ihrem Bett nieder, wartete eine Zeitlang, während sie die ganze Zeit daran dachte. "Ja, Nana, ich will auch mit dir ficken!" flüsterte ich und tastete auf der Decke nach ihr. Sie war nicht erstaunt, doch wies sie den Gedanken erst ärgerlich von sich, dachte, daß sie zu alt wäre und was‐weiß‐ich. Ich blieb in meinem Streicheln hartnäckig, bis ihre Neugier stärker wurde. Dann legte ich mich zu ihr und wir liebten uns vergnüglich.
Später ging ich mit ihr manchmal auf Krankenbesuch, half, wenn ich konnte oder zuckte bedauernd die Schultern, wenn ich nichts machen konnte. Lena sagte öfters, daß man nichts machen könne und die alte Nana tat dann doch etwas für den Kranken. Doch jedesmal verflog mein Mißtrauen, als Lena mich Tage später aufforderte, den gesundeten Kranken erneut unter die Lupe zu nehmen. Ich spürte dann die schwarzen, nebelartigen Spuren, die immer Krebs und Tod bedeuteten. Dann meinte Lena, solche zu heilen sei nicht richtig; sie seien zum Sterben bestimmt. Die gute Nana war sehr verärgert, wenn ich nicht helfen konnte und ihr erklärte, daß dieser Kranke bereits schon zu krank und zum Sterben verurteilt sei; meist fragte sie ärgerlich, ob ich denn der liebe Gott sei, der alles wüßte! Ich war sehr traurig und versuchte ihr klarzumachen, daß ich halt meine Ahnungen hätte. Von Lena konnte ich ja nichts erzählen. Die alte Nana dachte dann nach und seufzte, es könnte ja so sein, aber sie würde kämpfen, so lange sie atme. Unsere Verstimmung hielt nicht lange. Bald war ihr klar, daß meine Ahnungen immer Gewißheit wurden. Nun gingen wir beinahe täglich unsere abendliche Runde oder zogen von Dorf zu Dorf, um kleinere und größere Wehwehchen zu behandeln.
Wenn ich ihr später manchmal von diesem oder jenem amourösen Abenteuer erzählte, dann grinste sie und feixte, ich sei ihr aber einer! Und wenn mich bei unseren Ausflügen zum Kräutersammeln oder beim langwierigen Herstellen von Tees und Pulvern die Triebe des kleinen Jan überschwemmten, lächelte sie freundlich und machte es mir mit der Hand; Ficken wollte sie nur sehr selten und fand, ich solle mich an die Jüngeren halten, sie sei doch schon eine alte Frau! Wenn ich dann sagte, daß das gar keine Rolle spiele, meinte sie, ja, vielleicht schon; aber sie würde lieber jemanden haben, den sie wie ein verliebtes Mädchen liebe und nicht einfach nur Drauflosficken, wenn es dem Herrn Jan so beliebe! Ich war erstaunt, denn daran hatte ich eigentlich nicht gedacht. Verliebt! War ich schon einmal verliebt?
Lena saß mit mir am Waldrand und meinte, wir wollen doch sehen, wie stark ich schon sei. Ich schloß gehorsam die Augen und horchte ins Dorf, suchte Meike in Gedanken. "Sie liest und ist schon halb eingeschlafen" sagte ich und sah zu Lena hinüber. Sie nickte. Dann schickte sie mir ihren Gedanken, ich solle sie doch hierher versetzen: "Es sei Zeit für ein bißchen Liebe, findest du nicht auch?" Ich dachte wieder fest daran, wie sie hierher fliegen würde und weich auf dem moosigen Boden der Lichtung landete. Im Bruchteil eines Augenblicks zuckte ein verwischter Lichtfleck durch die Abenddämmerung, dann lag Meike neben mir, verwundert und das knappe Nachthemd zusammenraffend.
Ich ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken und suggerierte ihr, daß sie schon hoch erregt wäre und gleich zum Höhepunkt käme. Sie wand sich tatsächlich nach ein paar Sekunden und erlebte einen überraschend schnellen Orgasmus. Ich beachtete Lena nicht, sondern schlüpfte so behende wie ich nur konnte aus meiner Kutte und legte mich auf Meike, spürte noch ihren abklingenden Orgasmus und vögelte schnell und hastig mit ihr, ließ sie — kaum daß ich gespritzt hatte — gleich wieder in ihr Bett zurückgleiten.
Lena applaudierte und meinte, ich wäre ja ein Meister geworden, auch wenn ich den kleinen Jan habe agieren lassen. Sie hatte die Verbissenheit bemerkt, mit der ich diese Prüfungsaufgabe absolviert hatte und meinte, ich solle mich nicht so verkrampfen. Aber ich war mißmutig, weil sie wieder etwas bekritteln mußte. Lena tröstete mich, daß alles okay sei, ich hätte diese Aufgabe hervorragend gemeistert.
Wir besuchten etwas später noch einmal Meike, die mit dem Gedanken, es wäre ein wunderschöner Sextraum gewesen, ermattet eingeschlafen war. Lena zog sich unauffällig zurück, als ich danach zu Nanas Haus schlich und mich vorsichtig neben sie legte, Wärme, Trost und Nähe suchte. Noch vor der Morgendämmerung erwachte ich und weckte sie leise, um sanft und traurig mit ihr zu schlafen. Dann ging ich wieder in meine Höhle.
Lena spürte die aufkeimende Krise und erließ mir einige Tage das Lernen und das üben und blieb ein wenig im Hintergrund. Ich schlief und träumte und ließ mich im nassen Sand von den Brandungswellen treiben. Meine Trauer und Einsamkeit waren ungewollt und plötzlich aufgetaucht und versetzten mich in lähmende Depressionen. Lena beobachtete mich aus der Ferne und war immer zur Stelle, wann immer ich sie brauchte.
Sie spürte, daß mir Mutter, Irene und vor allem Veronika fehlten. So war sie mal Mutter, mal Irene und immer wieder Veronika, obwohl wir beide wußten, daß sie Lena war.
Mutter räkelte sich manchmal am Strand wie der Kater Schnurr und liebte sich warmherzig und weich mit ihrem kleinen Jan, waggelte geduldig seinen Schweif, wenn ihm danach war oder ließ ihn sanft hineinspritzen, an ihrer Seite geborgen einschlafen.
Irene trank erst noch ein Glas Rotwein, bevor sie meinen Schwanz in den Mund nahm und gierig saugte und lutschte. Sie hielt nichts vom Vögeln am Strand und verzog sich meist ins weiche Moos auf der Waldlichtung, um mit dem kleinen Jan zu ficken. Manchmal kam sie auch als Anni, die schnell und wild bumsen wollte und beim Höhepunkt laut und tief gurrte.
Wenn Veronika da war, weinte ich zuerst furchtbar lang und herzzerreißend, bis sie sich in den Strandwellen waschen ging und danach zitternd und bebend zu den Dünen heraufkam. Das trockene Würgen in meinem Hals ließ nach, als sie sich wie eine Gekreuzigte mit weit ausgebreiteten Armen hinlegte und mir ihren Popo entgegenstreckte. Popoficken, das mochte sie, immer noch! Ich liebte sie, liebte sie von ganzem Herzen und lächelte glücklich, wenn sich unsere Tränen am Ende vermischten. Manchmal drehte sie sich um und schlief richtig mit mir, hielt zart meinen Rücken, wenn ich sanft in ihr kam.
Schwester Veronika fehlte mir wirklich. Als Liebhaber der Ehrwürdigen Mutter fühlte ich mich ihr am nächsten. Ich begann wieder, das schwere silberne Kreuz umzuhängen. Veronika — sie wollte ich immer bei mir haben.
Lena gab mir Zeit und ließ Veronika lange bei mir, Wochen, Monate, ja vielleicht Jahre; ich weiß es nicht mehr. Veronika strahlte und blühte auf, seit das dumme Versprechen für sie nicht mehr galt. Sie lachte und weinte mit hell strahlenden Augen, wenn ich mich sanft in ihr ergoß. Im Lauf der Zeit wurde sie immer öfter wieder zum fordernden Jaguarweibchen, liebte mich mit der Raffinesse und Gier Lenas.
Ich erwachte. Lena saß am Bettrand und hielt mich fest. Allmählich verflog das Schwindelgefühl und ich war ganz wach, aber furchtbar matt und müde. "Nein, du warst sehr lange krank," sagte Lena und holte mir etwas zu Essen und zu Trinken. Ich schlief noch ziemlich lange und traumlos, bis ich eines Morgens völlig frisch und munter erwachte.
Lena, die nie schlief, lag neben mir und wartete. Ich sah mich in unserer Höhle um und erinnerte mich wieder an alles, an Mutter, Irene, Anni und Veronika.
Veronika. Ich spürte das altbekannte Ziehen in meinen Lenden, fühlte den Schweif begehrlich erwachen. Lena beugte sich über mich und wisperte mir ins Ohr, daß ich noch viel zu geschwächt sei zum Ficken. Offenbar hatte der Geselle eine sehr lange Fastenzeit hinter sich, denn sie streichelte mich und ließ den Strahl hoch aufspritzen, bevor ich einschlief.
Ich bekam Salat aus Heilkräutern und winzige Keulen gegrillter Möwen. Roch wieder den beißenden Rauch, als Lena sich tränend mit dem Feuer ärgerte und zu ihrem Altweibergekeife ansetzte. Wir lachten beide herzlich über ihr tägliches, liebstes Kabarett "Wie grillt man eine Möwe über offenem Feuer?".
Am zweiten Tag war ich schon wieder tatendurstig und voll Elan, aber Lena war klug und wußte, daß es noch einige Tage mehr brauchte, bis ich ganz wiederhergestellt war. Da ich es ihr nicht glaubte, verführte sie mich an Ort und Stelle, daß mir Hören und Sehen verging und danach fast ohnmächtig einschlief. Als ich wieder erwachte, lächelte sie und sagte, es sei besser, ich ließe mir die Zeit, die ich bräuchte.
Als ich endgültig aufstand, suchte ich als erstes nach dem silbernen Kreuz und hängte es mir um. Ich nahm mir vor, es niemals mehr abzulegen. Lena ließ mich den ganzen Tag mit meinen Gedanken allein und kam erst spät nachts wieder.
"Lena, ich muß wissen, warum ich hier bin. Warum ich lerne, was meine Aufgabe ist!" Lange schweig sie. Ich hatte mir fest vorgenommen, es zu erfahren. Nichts konnte mich davon abbringen. Der Traum während der langen, schweren Krankheit ging mir nicht aus dem Kopf, ich mußte wissen, wer sie war und wer ich war, und vor allem, wozu ich war.
Lena setzte sich ganz nah neben mich ans leise knackende Feuer und schmiegte ihren Jungmädchenkörper an mich. Heute weiß ich nicht mehr, was wir gesprochen und was wir nur gedacht haben. Nur, daß sie mir alles erzählte. Ich hoffe, daß ich mich an alles erinnere und es hier richtig wiedergeben kann. [Kommand: die Memomail‐Prüfung mit Sicherheitsstufe 5 hat nun wieder von Anfang an zu prüfen, der Rest des Memomails ist zu überspringen, Endkommand!]
Lena dachte an das große, weite Weltall, das schwarz wie die Nacht war und in dem Millionen kleiner weißer Pünktchen schwammen. Ich will versuchen, dir alles zu erklären, mit den Worten, die du verstehst. Wir sind ein sehr altes Volk, das weit draußen im Weltall lebt. Wir haben uns auf künstliche Planeten, die wir uns im Laufe der Zeit geschaffen haben, verteilt und jedes unserer Teilvölker besitzt oder bewirtschaftet einen Teil des Weltalls, einen Sektor, in dem es viele Galaxien gibt. Wir sind nicht wie die Menschen, sondern nach euren Begriffen eher geistige Wesen. Wir leben als Individuum etwa dreitausend Erdenjahre. Du erlebst mich jetzt als 16jähriges Mädchen, ich nahm deine Vorstellungen als Muster für meine Erscheinung, denn unsere Zeitbegriffe sind anders. Ich bin jetzt nach euren Begriffen etwa 2000 Erdjahre alt und werde mit ungefähr 3000 in mein Endstadium eintreten. Ich existiere so wie du nicht zum ersten Mal in meiner Welt — nur mußt du in sehr großen Zeiträumen denken. Der Tod, wie ihr ihn versteht, betrifft biologische Materie wie die der Menschen, trotzdem gibt es auch bei uns nach dem Endstadium ein Stadium der langen Ruhe, danach kehrt jeder von uns von neuem zu seinem Volk zurück; ich zu meinem und du, kleiner Jan, zu deinem. Später einmal.
Das Volk, dem ich angehöre, ist als Bewacher dieses Sektors auch für diese Galaxie zuständig, somit also auch für die Erde. Ich und einige andere sind für die Erde exklusiv zuständig, wir müssen das reibungslose Funktionieren dieses Gebietes sicherstellen. Da wir nicht materiell im Erdensinne sind, bewerkstelligen wir dies schon seit Jahrhunderttausenden mit Hilfe medial veranlagter Menschen, durch die wir unsere Kraft einsetzen, die wir beeinflussen und denen wir Fähigkeiten leihen, damit sie Veränderungen in unserem Sinne bewirken. Die, die ihr als Zauberer, Seher oder Ausnahmemenschen betrachtet, sind von uns erwählte Werkzeuge, denn wir als Geistwesen können selbst direkt nichts in materieller Hinsicht bewirken. Genauso verfahren wir auf anderen Planeten, mit den dortigen Lebewesen. Und bewohnte Planeten gibt es Millionen, glaube mir, wenngleich die Menschen eine einzigartige Rasse sind.
Als ich damals Merlin dies zu erklären versuchte, ist es mir nicht wirklich gelungen; Nostradamus und der schlaue Cagliostro verstanden einiges, scheiterten aber daran, daß ihr Wissen weit über das kulturell Denkbare hinausging. Auch deine Zeit wird dich nicht verstehen, es ist also besser, wenn du es für dich behältst.
Unser Volk ist in Millionen von Erdenjahren ein hervorragendes Händlervolk geworden. Kein anderes Volk außer dem unseren treibt Handel, wir haben mit List, Tücke und Kriegen erreicht, daß wir die Einzigen in diesem Teil des Weltalls sind. Alle anderen Völker sind auf unsere Lieferungen angewiesen, dafür beziehen wir von ihnen Wissen, Macht und Technologie, die wir dann einsetzen. Wir liefern alle Materialien und Wesen, die du dir vorstellen kannst, wir sind das große hypergalaktische Kaufhaus, wenn du willst. Unser Volk hat sich je nach Aufgabenstellung aufgeteilt: einige forschen und entdecken neue Delikatessen und Spezialitäten, andere züchten, pflanzen oder ernten es, wieder andere besorgen den intergalaktischen Transport. Mein Volk ist für die überwachung der Entwicklung und der Sicherheit der Spezialitäten dieses Sektors zuständig.
Möchte jemand auf Alpha Centauri ein großes Fest schmeißen, bei dem einige Asteroiden als Riesenfeuerwerk verglühen: wir liefern, prompt und frei Haus. Möchte jemand einen Wein aus gepreßten alkoholhaltigen Würmern, zarte Schenkel von Drachenembryos oder berauschende Drogen aus den Tränen kosmischer Eulen seinen Gästen bieten: wir liefern! Unser Angebot ist fast unerschöpflich und unsere Lieferungen halten viele Welten in Schwung. Einige unterentwickelte Welten wie die Erde liefern den Rohstoff, die Spezialität oder die Delikatesse, die anderswo von höher entwickelten Wesen verlangt und zu einem guten Preis geliefert wird.
Unsere Forscher haben vor einigen Jahrmillionen nach eurer Zeitrechnung entdeckt, daß sich eine bestimmte Affenart auf der Erde durch genetische Manipulation weiterentwickeln läßt. Die ersten Prototypen von Menschen erweckten großes Interesse bei unseren Kunden, sie waren als Diener, Arbeiter oder schlicht als Beobachtungsobjekt für Reiche bestens geeignet: Menschen, die ihr Leben in einem unsichtbaren Käfig lebten und dabei beobachtet wurden, so wie ihr Menschen Hamster oder Meerschweinchen in Käfigen haltet. Außerdem konnten Menschen für viele Dinge herangezogen werden, von der Sklavenarbeit in Bergwerken bis hin zu Künstlerischem, dienten als Musiker oder Schauspieler. Einige Völker lieben das leicht süßlich schmeckende Menschenfleisch. Am beliebtesten wurden aber Menschen, die wie Goldfische im Aquarium lebten und in ihrem Lebenszyklus beobachtet werden konnten. Die Kinderzimmer aller Galaxien wurden bald voll mit unseren unsichtbaren Käfigen, in denen die Menschen leben und von den neugierigen Kindern unserer Kunden begafft werden.
Ein Problem war aber nicht zu lösen. Genauer gesagt, wir waren nicht daran interessiert, das Problem zu lösen, weil es unserem Geschäft mit der Ware Mensch geschadet hätte. Das Problem ist, daß die Menschen sich nur auf dem Planeten Erde vermehren. Auf anderen Planeten, in anderen Galaxien sind sie völlig unfruchtbar. Nein, nein, sie bumsten selbstverständlich wie auf der guten alten Erde, aber sie waren unfruchtbar. Das war gut für unser Geschäft, das erzeugte neue Nachfrage.
Wir, die Bewacher, hatten dafür zu sorgen, daß sich die Menschheit auf der Erde langsam und stetig weiterentwickelte, daß genug Menschen da waren für den Export und daß uns niemand dieses Recht zur Aufzucht und zum Handel mit Menschen streitig machte. Wo es Sinn machte oder vonnöten war, griffen wir in die Geschehnisse ein. Da wir in eurem Sinn nicht materiell sind, übten wir unsere Kräfte durch medial veranlagte Menschen aus. Wir steuerten und inspirierten Cäsar, Alexander den Großen, Merlin, Nostradamus und Jeanne d'Arc, Ragnar Eriksson ebenso wie König Harald Blauzahn oder den Gotenkönig Guiscard. Wir reisten mit Richard Löwenherz und Christoph Columbus, flüsterten in die Gedanken Prinz Heinrichs des Seefahrers ebenso wie in die von Magellan und Roald Amundsen. Die Liste ist lang, denn Albert Einstein und Otto Hahn hörten unser Wispern genauso wie Isaak Newton oder Lamarque, der übrigens der Wahrheit der genetischen Vererbung viel näher war als sein Widersacher Charles Darwin. Wir griffen nicht überall ein, um die Menschheit sich nicht allzu schnell entwickeln zu lassen; wir sahen euren grausigen Kriegen gelassen zu, weil wir wußten, daß die Menschen es ohne Zorn und Haß nicht aushielten. So weit, so gut.
Lena machte eine Pause, denn ich hatte mit steigendem Entsetzen den Sinn ihrer Erzählung begriffen, großteils zumindest und zitterte nun panisch. Sie streichelte mich begütigend und ließ mir Zeit, mich langsam wieder zu fassen. Nach einer Weile fuhr sie fort.
Über viele Jahrtausende pflegten und züchteten wir die Menschheit, ließen ihr die Bewegungsfreiheit, die sie zum Gedeihen braucht. Die Ware, nämlich das Sperma und die Eizellen, entnahmen wir dort, wo es die Menschen selbst nicht für die eigene Vermehrung brauchten und exportierten sie nach der Befruchtung, tiefgefroren und in superschnellen Transportboxen. Wir gingen bei unserer Ernte so behutsam vor, daß wir die Menschen niemals störten.
Ein Teil unseres Volkes aber, die als Soldaten und Kolonisten tätig waren und mit ihrem Teil an Arbeit und Einkünften unzufrieden waren, entwickelte ein ungeduldiges, rücksichtsloses Piratentum. Sie wollten rasch schnelles Geld machen, so würdet ihr das nennen. Vor vierzig oder fünfzig Erdjahren entdeckten sie, daß es lukrativer für sie wäre, die Erde samt der Spezialität Mensch selbst auszubeuten, schnell, gierig und rücksichtslos. Daß sie die Erde danach zerstört und öde zurücklassen würden, war ihnen gleichgültig. Sie waren Soldaten und keine Züchter oder Händler.
Als erstes unternahmen sieErkundungsflüge mit ihren besten Kunden, zeigten ihnen die Erde und die Menschen. Einige dieser Flüge wurden von den Menschen beobachtet, was aber als UFOs abgetan wurde. Einmal stürzte so ein Erkundungsflug mit der potentiellen Kundschaft in New Mexiko ab, die Geschichte von Roswell machte einige Schlagzeilen. Aber bald schon versuchten die Darx, denn das waren sie, mental Einfluß auf die Behörden zu nehmen. Es gelang ihnen nur teilweise, weil sie darin nicht die gute Ausbildung hatten wie wir, die Beobachter.
Als nächstes bauten sie riesige Stützpunkte auf weit entfernten Raumstationen, richteten eine richtige Versorgungskette als Handelsstraße ein und errichteten zuletzt in den 60er Jahren einen Stützpunkt auf der erdabgewandten Seite des Mondes, der "Dark Side of the Moon", wie du schon weißt. Der Rest ist rasch erzählt. John F. Kennedy ließ im Juni 1969 auf dem Mond seine Astronauten landen, die Darx vermuteten, daß sie entdeckt wären und gingen zum gnadenlosen Angriff über.
Ihre Kampfmaschinen mochten gute Krieger sein, denn die Verheerungen, die sie angerichtet hatten, waren enorm. Doch mit Bombardierungen allein kann man noch niemanden unterjochen; also versuchten sie unsere mentalen Techniken einzusetzen und suchten sich die geeignetsten aus: einfache, beeinflußbare Menschen, die sie mit speziellen Drogen gefügig und aggressiv machten. Mit dieser Truppen vernichteten sie jeglichen Widerstand und machten so viele Gefangene, wie sie nur konnten und verfrachten sie auf ihre Gefängnisinseln, die sie im All rund um die Erde errichtet haben. Sie sammeln Sperma und Eizellen in großen Mengen und exportieren die durch künstliche Befruchtung entstehenden Embryonen zu unglaublich niedrigen Preisen. Mein Volk ist besorgt und hat mich im Speziellen beauftragt, gegen die Darx vorzugehen.
Ich war langsam aus meiner Erstarrung erwacht und dachte über alles noch einmal nach. "Die Darx, die sind von deinem Volk?" fragte ich. Lena nickte unglücklich. Ja, die Darx waren von ihrer Rasse, von ihrem Volk, wenn ich so wolle. Aber sie gehöre zu dem Teil, der die Menschheit erweckt, gezüchtet und in Frieden habe sich entwickeln lassen. Die Darx wollten sie vernichten, so schnell es ging versilbern; daß dabei eine ganze Spezies ausgerottet würde, vielleicht sogar der gesamte Planet, ist ihnen egal. Planeten gibt's ja noch einige Millionen in Reserve.
Trotzdem wollte ich es genauer wissen. "Die Menschen, die ihr entdeckt habt, waren noch Affen, wie du sagtest. Wie wurden sie eigentlich zu Menschen?" Lena fühlte den Knödel in meinem Hals und dachte lange über eine gute Antwort nach. Ja, die Menschen waren die bestentwickelten Affen, sie waren wie alle Tiere ohne die Komponente "Bewußtsein" und hatten damals auch noch keine genetische Vorrichtung, Erlerntes, Erfahrenes und Erlebtes an ihre Nachkommen weiterzugeben. Dies sei aber unabdingbar, um sich langsam zu höheren Wesen zuentwickeln.
Die damaligen Forscher ihres Volkes hatten schon genug davon, immer nur seltene Spezies an Tieren wie Säbelzahntiger, Höhlenbären oder Dinosaurier zu exportieren. Sie wollten etwas Neues schaffen, und die Marketingleute waren begeistert von der Idee, eine sich langsam aus Tieren zu höheren Wesen entwickelnde Rasse als Ware anzubieten. Es war ein bestechender Gedanke, über Jahrtausende ein von Generation zu Generation anders und interessanter werdendes Spielzeug anzubieten. Forscher wurden in großer Zahl ausgesandt und begannen hektisch ihre Experimente, bis alles nach der ersten Euphorie wieder einschlief. Die verbissensten Forscher, die nicht aufgeben wollten, vereinsamten und verkümmerten in ihren hochtechnisierten Labors, die rund um die Erde verteilt waren.
Einer dieser für die Entwicklung der Erdlinge zuständigen Forscher war ein ziemlich verrückter und von Drogen verdrehter Kerl, der es liebte, insgeheim in Affengestalt mit den Affenweibchen zu kopulieren, was zu seiner Zeit noch verpönt war, weil man der Meinung war, daß man sich anständigerweise nicht auf das Niveau von niedrigen Lebewesen begibt. Man würde dich auch für ziemlich verdreht halten, würdest du heute mit Affen ficken. Ebenso war das willkürliche und spontane genetische Experimentieren strikt untersagt — vielmehr mußten die Forscher Formulare ausfüllen, Ansuchen stellen und lange Budgetlisten frisieren, um ein Genetik‐Experiment durchführen zu können. Unser Forscher war ein bißchen weit weg vom Schuß, pfiff auf die akademischen Spielregeln, bumste mit den Affenweibchen und machte seine wilden Testreihen. Außer Drogen und Schachspielen im Netz blieben ihm nur die Affenweibchen, um sein durchschnittliches Leben aufzuwerten.
Eines Tages analysierte er aus purer Langeweile die genetische Codierung einer bestimmten Affenart und sah, daß hier Wesentliches, nämlich die genetische Vorrichtung, Erlerntes, Erfahrenes und Erlebtes an ihre Nachkommen weiterzugeben, fehlte — klar, aber jetzt sah er auch, wo! Nun setzte er seinen ganzen akademischen Ehrgeiz drein, diese zu entwickeln. Er stahl genetisches Erbgut von anderen höherentwickelten Wesen, verglich sie mit denen der Affen, experimentierte und dachte viel nach.
Nach langen Versuchsreihen hatte er es geschafft und konnte nun die Gene der Affenweibchen dahingehend manipulieren, lernendes Erbgut weiterzugeben. Er wurde ein bedeutender Forscher, erhielt viele Auszeichnungen und eine lebenslange hohe Prämie, die es ihm bis zum Übergang ins Endstadium ermöglichte, seinen geheimen Leidenschaften zu frönen. Seine Schüler entwickelten eine genetische Bremse, mit der die Geschwindigkeit der Weitergabe beschleunigt oder — was klüger war — verlangsamt werden konnte. Vorsorglich wurden nun auch fast alle Tiere der Erde mit dieser genetischen Vorrichtung versehen, da man im Marketingdirektorium mit einem Abebben des Interesses an Menschen nach einigen Jahrmillionen rechnete und dann intelligent werdende Tiere auf den Markt werfen wollte.
So begann sich die Menschheit zu entwickeln. Dort, wo sie in eine Sackgasse gerieten, griffen wir behutsam ein. Wir bedienten uns der Schamanen, Zauberer und Seher, um die Menschen weiterzubringen; Künstler, Forscher und Entdecker waren ebenso wie Könige, Religionsgründer und Feldherren unsere bevorzugte Klientel. Unser Wirken war ein sehr langsames, aber effizient und auf die Menschheit bedacht — unser Rohmaterial. Wir wollten niemanden verletzen, eines unserer höchsten Gebote.
Lena schmunzelte, als ich an den Buchtitel "Vom Faustkeil zur Atombombe" dachte. Dann wurde sie ernst, als ich über die Vermehrung ihres Volkes nachdachte. Nein, wir vermehren uns nicht wie die Menschen. Wir vermehren uns geistig und wissen dabei, daß es immer die frühere Existenz von jemandem ist, der in unseren Nachkommen neuerlich manifest wird. Unser Verhältnis zu diesen ist nicht so wie eures zu den Kindern, sondern wir betrachten sie als Schüler, die wir anvertraut bekommen. Mein Lehrer war in eurem Sinn mein Vater, aber ich empfand ihn als meinen Lehrmeister. Die fleischliche Lust ist etwas, was unser Volk nicht mehr kennt, wie viele andere hoch entwickelte Spezies auch.
Deine nächste Frage ist leicht zu beantworten: ich bin Lena. Du wolltest mich als 16jähriges Abbild deiner Mutter, so bin ich Lena geworden. Für dich bin ich leiblich und fleischlich tatsächlich vorhanden (ich grinste), aber niemand anderer kann mich sehen. Dieses leibliche und fleischliche Muster ist wie ein richtiger Mensch, aber nur für dich erlebbar. Du fickst nicht mit unbelebter Materie, sondern mit einem hübschen jungen Mädchen. So leicht ist das.
Was die Darx und deine Aufgabe anlangt, das ist schwerer zu erklären. Dazu muß ich dir nochmals in Erinnerung rufen, daß mein Volk materiell nicht direkt wirken kann. Wenn ich einen Hammer erschaffen will, muß ich einem Menschen den Gedanken eingeben, ein Metallstück so lange zu bearbeiten, bis es wie ein Hammer aussieht, und einen anderen, daß er ein Holz bearbeitet, damit der Hammer einen Griff bekommt. Ich schaffe durch diese Menschen einen Hammer, ohne ihn selbst in die Hand nehmen zu können.
Das zweite Wichtige ist, daß die mentalen Wirkungen meines Volkes und die der Darx sich gegenseitig stören, starke Interferenzen hervorrufen und wir uns wegen der komplizierten genetischen Verwandtschaft nicht direkt gegenseitig beeinflussen können. Die hier implantierten Sperren können weder sie noch wir übergehen. Die Darx können mein Wirken durch starke mentale Störfelder hemmen und umgekehrt. Als Schwester Karin so elend zugrunde ging, waren Darx in der Nähe und kontrollierten das Gebiet mental. Ich war großteils wie gelähmt und hetzte zu Kalle und Irene, um ihnenbeizustehen. Bei der Bombardierung Berlins und eures Klosters ebenso. Deine Depressionen konnten nur ausbrechen, weil meine Kräfte nicht ausreichten, um die mentalen Störfelder der Darx, die sie über die Nordgrenze errichtet hatten, aufzuheben. Letztlich bin ich immer die Stärkere, aber es dauert nach eurer Zeitrechnung oft einige Tage, bis meine mentale Kontrolle die der Darx übertrumpft. Im Gegensatz zu mir können die Darx jedoch Menschen mit stark mutierten Kräften wie dich mental nicht kontrollieren.
Damit kommen wir zu deiner Aufgabe. Du hast gehört, daß ich nicht direkt auf die Darx einwirken kann. Also habe ich dich zu meinem Werkzeug, zu meinem Hammer auserwählt. Ich muß die Darx aufhalten, da sie sonst die gesamte Menschheit, vielleicht sogar die ganze Erde vernichten. Denke also nicht, daß ich dich überfalle oder zu etwas zwinge, was du nicht willst. Du willst, daß die Menschheit überlebt. Ich weiß es, ich habe dich gründlich erforscht.
Wir bleiben noch einige Zeit hier und üben deine Fähigkeiten. Du wirst dann über die Kette der Gefängnisinseln in die zentrale Steuerung der Darx‐Versorgungskette eingeschleust und bringst den Darx Verderben. Je weiter du vordringst, desto weniger werde ich Kontakt zu dir halten können, desto mehr wirst du auf eigenen Beinen stehen und allein entscheiden müssen. Wage ich mich zu weit vor, dann könnte ich von den Darx eliminiert werden; meine Existenz wäre wie meine Aufgabe zu früh und ergebnislos beendet. Gelingt es dir aber, die Versorgungskette zu erreichen, dann kannst du die Darx ausschalten und würdest der Menschheit das Überleben sichern. Ich will nicht verhehlen, daß es nicht sehr wahrscheinlich ist, daß du dieses Abenteuer überlebst. Was ich dir versprechen kann, daß sich eines fernen Tages deine und meine Nachkommen‐Existenzen wiedersehen werden.
Lena hielt inne. Mein Kopf rauchte und das Herz tat mir auf einmal weh; ich wollte nicht Rohmaterial sein, im unsichtbaren Käfig lebendes Beobachtungsobjekt oder süß schmeckende Delikatesse. So vieles klärte sich auf; wie oft hatte ich gedacht, warum Lena hier oder dort nicht eingegriffen hatte — jetzt wußte ich es: sie konnte nur eingreifen, wo ich eingreifen konnte. Sie brauchte mich als Werkzeug, ohne Werkzeug konnte sie nichts tun. Ihre Schwächen und ihr Versagen in manchen Situationen wurden mir nun klar; war die Darx‐Front nahe, dann war sie geschwächt. Nun hatte sie mich ausgebildet, um die Darx fertigzumachen. Lena wachte über die Erde und würde alles tun, um diese Aufgabe zu erfüllen. Es ging um die Menschheit, nicht um den kleinen Jan. Ich wollte mich verkriechen und weinen, denn nach Erfüllung meiner Aufgabe war ich überflüssig und tot. Das mit der fernen Existenz blieb mir reichlich unklar.
Lena ließ mich eindösen, wärmte mich mit ihrem Körper und streichelte mich sanft, damit ich entspannt einschliefe. Ich war unendlich froh, daß sie nicht irgend so ein schleimiges Weltall‐Monster, sondern ein liebes kleines Mädchen war.
So lieb, wie Mutter.